Endlich Flanieren am Landgraben?

Der Blasewitz-Grunaer Landgraben zieht sich quer durch den Striesen-Ostr Osten. Dabei heißt er so erst ab dem Übergang von Strehlen nach Gruna. Davor wird historisch eher vom Koitzschgraben gesprochen. Das Wasser kommt in jedem Fall im Wesentlichen aus dem Leubnitzbach.

Der Verlauf des Blasewitz-Grunaer Landgrabens liest sich etwa so: Vom Rothermundtpark in Gruna fließt der Graben mit wenigen Wendungen nach Striesen und verläuft ab der Hepkestraße nahezu geradlining, parallel zur Lauensteiner Straße. Dabei fließt er in zweiter Reihe hinter den Häusern, also an der straßenabgewandten Seite, entlang. Unweit des Niederwaldplatzes gibt es einen Schwenk nach Osten und der Graben fließt letzlich durch Blasewitz und nach erneutem Richtungswechsel in die Elbe. 

Verlauf des Blasewitz-Grunaer Landgrabens im Striesener Osten. Karte erstellt mit Themenstadtplan Dresden – alle Rechte beim Urheber.

Leider lässt sich dieser Grünstreifen zwischen Glashütter Straße und Niederwaldplatz nur von den schneidenden Querstraßen „erleben“. Zwischen Rothermundtpark und Striesener Friedhofes dagegen, kann man nicht nur spazieren, sondern dank der erhöhten Grabenwälle sogar den Blick weit schweifen lassen, wie die folgende Bildergalerie zeigt

Wäre es nicht schön an auch am Rest dieses Wasserlaufs entlang spazieren zu können? Fern von parkenden und fahrenden Autos? Platz wäre durchaus:

Bebauungsplan für Gemischtes Quartier am Landgraben

Striesen zeichnet sich durch eine offene und durchgrünte, aber auch kleinteilige Bebauung aus. Dies ist architektonisch und atmosphärisch äußerst reizvoll, schränkt jedoch den öffentlichen Raum insofern ein, dass sich wenig öffentliche Freiflächen wie Wiesen, Parks oder Spielplätze bieten. Die Öffnung des Grünstreifens entlang des Landgrabens für Spaziergänger wäre vielleicht eine Möglichkeit dies zu ändern. Womöglich ist gar eine Freizeitfläche mit Spielgeräten realisierbar, wenn eine Art Podest oder Steg den Graben an einer geeigneten Stelle überbrückt. Dies ist jedoch lediglich eine Vision.

Real dagegen ist der Auftrag des Stadtbezirksbeirats einen Bebauungsplan für das Quartier Dresden-Striesen Nr. 17 zu erstellen. Dieses Gebiet umfasst u.a. die Technischen Sammlungen, das Medienkulturhaus Pentacon, verschiedensten Einzelhandel sowie denkmalgeschützte Industrie- bzw. Büro- und Werksgebäude, z.B. die ehemalige f6-Cigarettenfabrik. Es zeichnet sich somit durch eine heterogene Bebauungs- und Nutzungsstruktur aus, die auch zukünftig bestehen soll. Desweiteren grenzt es unmittelbar an den Blasewitz-Grunaer Landgraben, wo die „Schaffung neuer Spiel-/Freiflächen und Gewährleistung einer entlang des Landgrabens verlaufenden erlebbaren Grünstruktur, ggf. mit öffentlicher Fußwegeverbindung“ berücksichtigt werden soll (aus Vorlage Nr.: V2769/18 vom 11. Dezember 2018).

Übersichtsplan und Luftbild entnommen aus der Präsentation zu V2769/18 (pdf) – alle Rechte beim Urheber.

Dies klingt natürlich hervorragend und bietet zukünftig – sozusagen als Keimzelle – vielleicht die Möglichkeit weitere Teile des Landgrabens zu öffnen – Platz für einen Fußweg gibt es ja.

Es bleibt jedoch zu befürchten, dass dieser Hoffnungsschimmer von der angestrebten Verdichtung des Areals überschattet wird und unter dem Deckmantel, notwendigen Wohnraum zu schaffen, weitere Freiflächen versiegelt und privatisiert werden.

So wird nämlich auch angestrebt, eine „Bauflucht [zu schaffen] (z. B. einer neuen Raumkante entlang der Schandauer Straße)“ bei „Gewährleistung einer zukunftsfähigen und angemessenen Dichte […]“ und „Deckung der Wohnbedürfnisse der Bevölkerung […]“ sowie „eine Durchbindung der Kipsdorfer Straße“ zwischen Junghansstraße und Gottleubaer Straße .

Darüber hinaus soll die zukünftige städtebauliche Entwicklung zwischen der Junghansstraße und Gottleubaer Straße vorbereitet werden. Denn aufgrund der untergenutzten Grundstücksflächen, den derzeitigen Vermarktungsinteressen und einer perspektivischen Weiterentwicklung dieser bestehenden Gemengelage zu einem funktionierenden gemischten Quartier, besteht aus stadtplanerischer Sicht dringender Handlungsbedarf bzw. ein großes Konfliktpotenzial.

Vorlage Nr.: V2769/18 vom 11. Dezember 2018

Öffentlicher Raum oder Wohn- und Gewerbeflächen?

Wie das im Detail aussehen kann, zeigt sich etwas weiter entlang der Schandauer Straße mit dem sogenannten Quartier Striesen-Plus QS+ oder auch der Seniorenresidenz am Pohlandplatz. Öffentlicher Raum oder gar Grünflächen sind wenn, dann nur homöpathisch eingesetzt.

Hinzu kommt, dass für das unmittelbar an den Graben grenzende Grundstück der ehemaligen Cigarettenfabrik (Glashütter Str. 92/Gottleubaer Str. 8 ) bereits eine Baugenehmigung für 131 Wohnungen (pdf) erteilt worden ist. Und die Pläne des Bauherrn lassen derzeit keinen Spielraum für eine öffentliche Freifläche am Landgraben erkennen.

Bleibt zu hoffen, dass das bereits erkannte „große Konfliktpotenzial“ im Gesamtareal auch zufriedenstellend aufgelöst werden kann.

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